Kölner Stadtanzeiger vom 29.02.12
Neue Führung bei der Ditib
WAHLEN Einfluss der Türkei nimmt offenbar zu
VON HELMUT FRANGENBERG
Er war in den letzten Wochen eine der Hauptpersonen im Streit zwischen Moscheebauherrin und dem Architekten Paul Böhm und galt als starker Mann der Türkisch-Islamischen Union (Ditib) hinter ihrem Vorsitzenden Ali Dere. Seit Samstag ist Orhan Bilen nicht mehr im Amt. Die Vorstandswahlen des islamischen Dachverbandes Ditib, der in Ehrenfeld seine neue Deutschland-Zentrale baut, endete überraschend: Nicht nur der stellvertretende Vorsitzende gehört dem neuen siebenköpfigen Vorstand nicht mehr an – mit ihm verließen vier weitere Funktionäre das Leitungsgremium.
Neu im Vorstand ist die Kölner Diplom-Psychologin Emine Seçmez. Nachdem der letzte Ditib-Vorstand nur aus Männern bestand, ist nun wieder eine Frau dabei. Gewählt wurden auch zwei Männer, die genau wie Vorsitzender Ali Dere als Angestellte oder Religionsattaché eng mit der türkischen Regierung verbunden sind. Beobachter sind sich nicht einig in der Bewertung dieser Umstrukturierung, bei der es offenbar auch um einen Imagewechsel ging. Ob es eine starke Einflussnahme der Türkei gegeben hat, ist unklar. An der Wahlversammlung in Hürth hatte auch der Leiter der türkischen Religionsbehörde, Mehmet Görmez, teilgenommen.
Im Zusammenhang mit dem Streit um Baumängel und mögliche Veränderungen der äußeren Gestalt der Moschee in Ehrenfeld war dem Ditib-Vorstand vorgeworfen worden, einen intransparenten Konfrontationskurs im Sinne der konservativen türkischen Regierungspartei AKP eingeschlagen zu haben. Orhan Bilen hatte das für den Ditib-Vorstand zurückgewiesen. Bilen sagte, er wolle den Mediationsprozess mit dem Architekten Böhm mit einem guten Ergebnis zu Ende bringen.
„Ich habe das schon seit langem bemerkt, und bin darüber nicht sehr glücklich. Ich mag nicht, das ein anderes Land hier das Sagen bekommt, wenn es um Islam und Muslime geht.“