Archive for the ‘Mein Leben’ Category

Baum in unserem Garten

7. Dezember 2020

Die Geschichte des Baumes in dem Garten des Wohnhauses in dem wir seit 30 Jahren wohnen.
Seitdem ein neuer Nachbar, das Haus mit Grundstück gekauft hatte,
ging nach einiger Zeit das Mobbing gegen uns los.

Hier wohnen wir seit  Jahren

Hier wohnen wir seit 30 Jahren .
Wir sind am 01. April 1990 von Rheidt nach Lülsdorf gezogen. Ein großer Garten war hinter diesem Haus.


Foto Mai 2003

Foto Juli 2005

Zur damaligen Zeit gab es noch keine Smartphone, die laufend Fotos machten. Im Garten standen einige Bäume, die wir nach und nach weg gemacht haben, unter anderem 2 Essigbäume, die lange Wurzeln hatten und schwer zu entfernen waren.
Zwei Ahornbäume haben wir stehen lassen. Den kleineren der beiden haben wir 2011 weg gemacht, weil er zu nahe an dem anderen Ahorn stand. Auch ein Mirabellenbaum haben wir so klein gemacht, dass er keine Früchte mehr trägt und einige Tannen hinten haben wir entfernt. Sie störten unseren neuen Nachbar auf der rechten Seite. An dem rechten Nachbargrundstück haben wir zu groß gewordene Büsche entfernt und andere hingepflanzt. Das führte dazu, dass der Nachbar nicht mehr mit uns sprach, weil wir angeblich wieder Bäume an die Grenze gesetzt hätten. Das war 2011.



Die Ecke hinter der Garage mit den angeblichen Bäumen

Vordem Haus stand ein Fliederbaum, der uns lange Freude gemacht hat, den haben wir aber dann entfernt, als eine Windbö den abgedreht hatte.
Den Rosenbusch und die Johannisbeere stehen immer noch wie wir es vorgefunden haben. Das Beet vorne haben wir mit Rasen verändert. Und Kirschblütenpflanze eingepflanzt.

Kirschblüte

Auf der anderen Seite im Garten hatten wir auch einige Bäume entfernt, und noch einmal als der neue Nachbar auf der linken Seite eingezogen war.

Der rehte Nachbar hat zu uns Kontakt aufgenommen und uns auch geholfen und immer wieder Hilfe angeboten, das hatte aber den Hintergrund, bei uns zu bestimmen was auf unserem Grundstück gemacht werden soll.

Das ist unserr Ahorn

Er wollte auch den übriggebliebenen Ahorn auch weghaben, weil er im Herbst die Blätter auf sein Grundstück fielen, die er oft auch wieder auf unser Grundstück schüttete. Wir sind Jahrgang 1936 und 1941, er 1969. Wir hätten uns solche Aktionen in seinem Alter nie gegenüber alten Menschen erlaubt.


Er hatte inzwischen seinen Garten mit Kirschlorbeer vor unserem Grundstück abgeschirmt. Der heute über 2 m hoch geworden ist und in der Breite unseren Sichtschutz wegdrückt. Jedes Mal müssen wir dem Nachbar schriftlich darauf hinweisen, seinen Kirschlorbeer beizuschneiden.
Die Gärten hatten. wie wir eingezogen sind, alle keinen Zaun. Man konnte von hinten über alle Grundstücke gehen. Nur das Grundstück von uns hatte einen 50 cm Zaun. Kann sein, dass die vielen Vormieter, einen Hund hatten. Wir haben auch einen Hund mitgebracht. Aber wir konnten uns über die Gärten treffen. Der jetzige Nachbar hat aber sofort Zäune gesetzt und weil wir Mieter waren auf unsere Seite diese häßlichen Kirschlobeeren gesetzt. Er hat auch von Anfang an angefangen unsere Sträucher, die an seiner Seite standen, plan zu schneiden, weil Äste über die Grenze standen, selbst dünnste Äste hat er abgepitscht. Aber siehe Bild unten, er lässt seine Sträucher weit in unser Grundstück wachsen.



Diese Sichtzaun steht ca. 10 cm von der Grundstücksgrenze.


Zwei Umweltmammutbäume hatten wir in den Jahren vorher schon weggemacht. Einen haben wir stehen gelassen, der jetzt mindestens 30 m hoch ist. Zwei Mal hatten wir einen Baumexperten geholt um zu wissen, ob dieser Baum, weil er so hoch geworden ist, gesund ist.
Aber durch seine Nadeln und leichten Äste macht der im Herbst wirklich viel Schmutz, so dass sich die Nachbarn links bei unseren Vermieterin beschwert haben. Natürlich hat der Nachbar rechts, sich der Beschwerde wegen dem Laub des Ahorn angeschlossen.

Nun soll der große Umweltmammutbaum weg kommen, der Verwalter unserer Vermieterin hat eine Firma gefunden, die für einen guten Preis den Baum abholzen wollte. Es sollte in dieser Woche 30.11. – 04.12.2020 sein. Aber es kam niemand.
Ich habe unseren rechten Nachbarn beobachtet, als er mit einem anderen Mieter unserer Straße im Gespräch, uns mit dem Messi, der in unserer Straße wohnt, verglich.

Unser Nachbar hat uns nun mit diesem Messi verglichen, weil wir den über 30 Jahre alten Baum nicht entfernen wollen.
Das ist so eine Unverschämtheit, die nicht zu entschuldigen ist. Aber dieser Nachbar hat uns auf dem Kicker und schädigt und behindert uns wo er nur kann.

Dieser Messi hat seinen Garten mit Müll, Fahrräder und Beton verkommen lassen. Auf seiner Terrasse und in seinem Garten hat er lauter Räder, Waschmaschinen und Bettrahmen und anderen Schrott gesammelt, auf der Terrasse diesen Schrott mit einer Plane zugedeckt, so dass er nicht mehr aus dem Wohnzimmer und seiner Küche gucken kann. Vor dem Haus und in der Garage hat er ebenfalls Gerümpel gesammelt. Natürlich machen die Bäume und Sträucher, die er nicht beigeschnitten hat, dem älteren Nachbar auch sehr zu schaffen.

Wenn wir Besuch haben, und die vor dem Haus auf sein Garagenvorplatz stehen, kommt er raus und pöppelt unsere Gäste an.


Auf unserer Goldhochzeit, die wir in unseren Garten gefeiert haben, hat er mit einem anderen Nachbar, der in der Nähe unseres Gartens wohnt, zur Kaffezeit mit einem Betonhammer soviel Krach gemacht, das wir die Kaffeetafel, die wir auf der Terrasse aufgebaut hatten, ins innere des Hauses verlegen mussten. Über zwei Stunden hat er diesen Krach gemacht. Er konnte das machen, weil er eingeladen war und das Programm des Tages kannte.
Und andere nette Niggelichkeiten sind ihm eingefallen, wir haben uns nicht mit ihm angelegt, nur zwei Mal, als er den alten Baum misshandelte.
Ich denke, er hat das Haus und Grundstück gekauft, da stand dieser Baum schon etliche Jahre, wenn ihn der Baum so ärgert, hätte er die Imobilie nicht kaufen müssen.

Die Eigentümer vorher haben sich nie beschwert,
Hiermit wollte ich nur mal zeigen, wie es aussieht bei den Menschen, die auf die gleiche Stufe mit „Messis gesetzt werden.

Lebensweg

6. Februar 2018

​Von der Genossin zur Muslima
Muslima ohne Kopftuch

Elisabeth Mariam Müller

Elisabeth Müller ist 2002 zum Islam übergetreten. Seitdem musste die frühere Katholikin gegen viele Widerstände ankämpfen. Heute betreibt sie Aufklärungsarbeit für ihre neue Religion und erklärt welche Gemeinsamkeiten die drei monotheistischen Religionen verbindet.

Bruch mit der katholischen Kirche

Ein Blick in Müllers Vergangenheit lässt allerdings staunen, dass gerade sie zum Islam gefunden hat. Als Kind sei sie „fundamentalistisch“ katholisch erzogen worden. Doch bereits 1972 wandte sie sich ab von ihrer alten Religion. Vor allem die Haltung des Vatikans das Verbot von Verhütungsmitteln in der Welt wollte sie nicht mehr mittragen: „Das ist in meinen Augen Mord“, sagt Müller. Seitdem sei sie immer auf der Suche nach ihrer Religion gewesen.

Durch ein Seminar an der Universität Bonn ist sie dann auf den Islam aufmerksam geworden. Sie war schließlich eine von acht, die ihr Islaminteresse zum festen Glauben machen wollten: „Irgendwann hab ich gemerkt, das ist das Richtige, die Religion des Friedens, der Liebe, der Barmherzigkeit“, erklärt Elisabeth Müller. Auch das Fehlen eines obersten Verantwortlichen wie dem katholischen Papst faszinierte sie.

Keine Akzeptanz von den Parteigenossen

Sie war zur Zeit der Konversion Mitglied des Rates der Stadt Niederkassel für die SPD, hier bekleidete sie hohe Ämter, war über 15 Jahr stellvertretende Fraktionsvorsitzende – Geschäftsführung und davor über 10 Jahre stellv. Vorsitzende des Ortsvereins.

Im Jahr 2002 sprach sie ihr Glaubensbekenntnis, behielt ihren Übertritt zum Islam zunächst aber für sich.
„Ich hab immer gesagt: Das ist meine ureigenste Sache, was ich glaube. Das geht niemanden etwas an.“
Nicht einmal ihrem Mann, einem Christen, hat sie sofort davon erzählt. Auch wenn der sie heute in ihrem Glauben unterstützt, war Müller besorgt, er würde versuchen, sie von ihrer Entscheidung abzubringen.

Dass diese Vorsicht angebracht war, zeigte sich in den Reaktionen ihrer Mitmenschen. Selbst die Genossen der SPD wollten Müllers Entscheidung nicht akzeptieren, als es im Jahr 2006 öffentlich wurde, dass sie sich zum Islam bekannte:
Alle Vorurteile trafen sie mit Härte. „Mit so jemandem könne man bei dem Frauenbild im Islam nicht zusammenarbeiten.“ Daraus hat Müller, nach 25 Jahren Mitgliedschaft in der SPD, Konsequenzen gezogen, ist sie ausgetreten. Ihren Sitz im Stadtrat hat sie bis zur Kommunalwahl Ende Oktober 2009 jedoch noch beibehalten.

Angriffe kontert sie mit links

Die Angriffe christlicher Mitmenschen kontert sie mittlerweile mit links: Abschottung, Frauenunterdrückung, Fundamentalismus – gibt es unter den Muslimen, das ist nicht zu leugnen. Aber hier hilft nur Aufklärung, viele Dinge werden aus Traditionen vollzogen und haben eigentlich mit dem Islam nichts zu tun.
Aufklärung heißt auch, den Koran im Kontext seiner Zeit zu lesen und zu verstehen und ihn in unsere Zeit zu holten.
Sie selbst bedeckt ihr Haar ausschließlich zum Beten, weil sie sich damit besser konzentrieren könne.
Das Symbol Kopftuch hält sie für überbewertet. Und trotzdem zollt sie den Muslimas Respekt, die das Kopftuch selbstbewusst tragen, entgegen aller Widerstände: „Ich hab das mal zwei Tage lang gemacht, bin mit Kopftuch in Bonn einkaufen gegangen und hab dann gemerkt, wie man behandelt wird. Das ist grausam.“

In der muslimischen Gemeinde in Niederkassel wurde Müller 2002 mit offenen Armen aufgenommen.

Sie ist dem Liberal islamischen Bund e.V. beigetreten und steht hinter diesen Grundsätzen.

Was ist der Liberal Islamische Bund

Im Frühjahr 2010 hat sich der Liberal-islamische Bund e.V. gegründet und wurde am 27. Mai ins Vereinsregister Köln eingetragen.Als Repräsentant muslimischer Bürgerinnen und Bürger sieht sich der LIB e.V. in der Verantwortung, die mehrheitlich liberalen Positionen des in Europa vorherrschenden Islamverständnisses zu vertreten.
Der LIB e.V.  bietet allen Bürgerinnen und Bürgern ein Forum, die sich wertschätzend mit islamischen, interreligiösen und gesellschaftlichen Fragestellungen auseinandersetzen wollen.
Er ist offen für einander widersprechende Blickwinkel im Sinne eines lernenden Selbstverständnisses zum Nutzen und zur Ermöglichung des gemeinsamen Erkenntnisgewinns.
Der LIB vertritt ein pluralistisches Gesellschaftsbild und bekennt sich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Dementsprechend lehnt der LIB jegliche Form von rassistischer, u.a. antisemitischer, antichristlicher oder antiislamischer Auffassung ab.
Der LIB tritt darüber hinaus unter anderem konkret ein für

  • eine unvoreingenommene Auslegung religiöser Schriften wie dem Koran auch unter Einbeziehung historischer und sozialer Kontexte
  • die umfassende Geschlechtergerechtigkeit, sowie deren pädagogische und theologische Umsetzung
  • die Einführung eines flächendeckenden islamischen Religionsunterrichts in deutscher Sprache an öffentlichen Schulen

Mit der Gründung eines Bundes für die in Deutschland lebenden Musliminnen und Muslime ist der LIB e.V. Ansprechpartner und Ratgebender für Vertreter aus

  • öffentlichen Institutionen bzw. Verbänden
  • theologischen Gemeinden
  • politischen Gremien und Verwaltungen auf kommunaler, Landes- und Bundesebene
  • schulischen, universitären und anderen Bildungseinrichtungen und der
  • Wirtschaft

Sie hat mit Rabeya Müller und anderen liberalen Muslimen, die Muslimische Gemeinde Rheinland gegründet. Diese Gemeinde trifft sich regelmäßig in den Räumen der Martin-Luther-Kirche in Köln Süd. Das gemeinsame Gebet ist der Höhepunkt, das von der Imamin Rabeya Müller geleitet wird.

Sie gibt Islamunterricht – Religionsunterricht – für Menschen, die die Verkehrssprache deutsch haben, mit Erfolg. Berät Familien in schwierigen Lagen und gibt Hilfestellung.
Die fünf muslimischen Gebete gehören zu ihrem Alltag, sowie auch das Lesen  im Koran. Sie inzwischen als ganz normale Muslima anerkannt.

Naja, so ganz normal ist sie dann doch nicht. Denn so viel Werbung hat in der rheinischen Kleinstadt wohl nie jemand für den Islam gemacht, allen Vorurteilen zum Trotz.

Autor: Moritz Schröder — Redaktion: Stephanie Gebert – Text von mir ergänzt.
  • „Dann schaute ich in mein Herz, und da, wo ER wohnte, da fand ich IHN. Sonst war ER nirgends zu finden.
  • „Ich schaute in mein eigenes Herz. An diesem Ort sah ich ihn. Er ist an keinem anderen Ort.“
  • „Ich prüfte mein Herz, und dort verweilte er, als ich ihn sah. Er ist nirgends sonst zu finden.“

 

Meine Familie

28. September 2013

GeschwisterJuni1962-1Der Anfang

Wie ich schon geschrieben hatte, kam ich im Februar 1941 zur Welt, war das erste Kind. Mein Vater war wohl richtig stolz, eine Tochter zu haben, dagegen meine Mutter wollte einen Jungen.

Aber schon 15 Monate später bekam sie meinen Bruder Hans-Josef, sie hat ihn ihr ganzes Leben lang besonders behütet, beschützt und ihm vor vielerlei Übel bewahrt.

Er war kaum 1 1/2 Jahr alt, da bekam er eine Hirnhautentzündung, und wer die Hitlerzeit kannte, war das eine Todesdrohung. Die Ärzte wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, welche Hirnhautentzündung vorlag und diese Krankheit führte in der Nazizeit dazu, dass man das Leben beendete, nicht versuchte die Krankheit zu heilen. Aber die Ärzte im Kamillianer-Krankenhaus haben das nicht der Gesundheitsbehörde gemeldet, der Junge einer Nachbarin ereilte das gleiche Schicksal. Aber beide Kinder wurden gesund.

Es war wohl für meine Eltern eine schlimme Zeit und sie hatten große Sorgen, vor allem weil Ihnen kurz vorher, durch die Explosion einer Bombe in der Nähe, meinem zweiten Bruder die Lunge geplatzt war, und er verstarb. Er war gerade mal fünf Monate alt.

Diese besondere Fürsorge hat meine Mutter meinem Bruder Hans-Josef,bis sie starb, entgegengebracht. Es war immer ihr Lieblingskind.

VaterDie anderen Kinder merkten das, bis mein Vater 1960 starb, nicht so sehr, dass immer ein Kind bevorzugt wurde.

 Kindheit und Schulzeit

Wer besonders darunter gelitten hat, war meine sieben Jahre jüngere Schwester Christel. Sie brauchte viel Liebe und Zuneigung, die sie aber von meiner Mutter nicht in dem Maße bekam.

Ich war auch oft sehr traurig, wenn ich merkte, dass es wieder und immer wieder zu Ungerechtigkeiten kam. Zum Beispiel als ich in die Schule kam, gab es einmal die Woche eine Tafel Schokolade. Die brachte ich mit nach Hause und alle meine Geschwister freuten sich darauf. Jeden Tag, bekamen wir ein Stück Schokolade, bis sie alle war. Aber es blieben immer 1 oder 2 Stücke übrig. Die stecke meine Mutter mal heimlich, mal offen, meinem Bruder Hans-Josef in den Mund, sogar dann, wenn ich daneben stand.

Als Kind empfindet man das sicher besonders schmerzhaft.

Die Mutter kümmerte sich auch immer mehr um meine 4 Brüder als um ihre 2 Töchter. Das ließ sich an vielen Dingen feststellen.

Es kam wenig Lob, wenn ich meiner Mutter bei der Hausarbeit half. Wir hatten immer einen Gemüsegarten unMuttermitihrenMaedchend später auch einen großen Obst- und Gemüsegarten. Die Erntezeit brachte immer viel Arbeit. Obst musste gepflückt werden, anschließend wurde zu Hause eingemacht. Ich habe immer geholfen, ich habe nie gemerkt, dass mich meine Mutter darüber freute.

Mit 11 – 12 Jahren habe ich mitgeholfen, die Kirche zu putzen. Das Pfarrheim worin wir wohnten, musste ich reinigen, hier kam es zu einer Begegnung:

Es waren zwei große Räume, die sauber gehalten werden mussten, in dem einen Raum stand ein Klavier, an die 50 Klappstühle und es war schwere Arbeit, wenn man dort putzen musste. Die Stühle wurden in eine Ecke gestapelt, das Klavier musste gerückt werden, alles habe ich alleine gemacht. Die Bibliothek war auch nicht so einfach zu reinigen, weil viele Regale mit Büchern dort standen.

Der große Eingangsbereich, mit 8 öffentliche Toiletten war zu reinigen und ich war oft total fertig, wenn ich die Arbeit gemacht habe.

Meine Mutter kam dazu und war mit irgendetwas nicht zufrieden, da hat dann die Leiterin des Kindergartens, der auch in diesem Pfarrheim untergebracht war, ihr gesagt, dass sie ungerecht ist. „Ich würde sehr gründlich und ordentlich putzen und sauber machen, sie sollte mal überlegen wie alt ich wäre.“

So lief das aber immer ab, oft ist mein Vater dazwischen gegangen.

Auch die Schulzeit war ein Beweis, mein Bruder Hans-Josef und ich waren nur 1 Jahr auseinander, meine Mutter hat immer nur meinem Bruder geholfen, sie hat sich sogar seine Schrift angeeignet und schrieb ihm die Aufsätze und die Rechenaufgaben, wenn ich und meine Geschwister Hilfe brauchten, gingen wir zu unserem Vater.

Zu Weihnachten bekam mein Bruder seine Wünsche erfüllt, ich kann mich nicht erinnern einen Wunsch erfüllt bekommen zu haben. Ich wollte immer gerne einen Puppenwagen haben.Im Pfarrhaus wurden oft Lebensmittel, Kleidung und Kinderspielzeug abgegeben. Eines Tages auch ein Puppenwagen, mein Vater restaurierte ihn und ich war stolze Puppenmutter mit Puppenwagen. Aber nur eine Woche, da musste ich ihn wieder hergeben, den Grund kannte ich nicht. Ich weiß, ich habe tagelang geweint.

Jugendzeit

Zum Ende des Jahres 1955 am 1. November bekam meine Mutter meinen jüngsten Bruder Klaus. Er war eine Geburt auf Leben und Tod. Wir zitterten Monate um das Leben meiner Mutter. Während der Zeit habe ich den Haushalt geführt, ich war 14 Jahre.

Ich arbeitete in einem Lebensmittelgeschäft. Erst als es meiner Mutter besser ging, bin ich dann in die höhere Handelsschule gegangen. Die Arbeit in diesem Laden war sehr schwer. Ich musste mit einem Rad Lebensmittel zu den Kunden bringen. Mein Bruder Hans-Josef machte eine Lehre im Konsum, auch er musste Ware zu Kunden bringen. Wir bekamen fast immer ein kleines Trinkgeld. Wer das abgeben musste war ich. Meinem Bruder Hans-Josef hat meine Mutter die Getränke und Süßigkeiten bezahlt, die er sich während der Arbeit im Konsum holte. Das war für mich nicht erlaubt.

TanteKaetheMeine Mutter hatte zeitweilig eine Hilfe im Haus, nachher war einige Jahre ihre Schwester Käthe bei uns. Das war eigentlich eine schöne Zeit, auch sie versuchte Ungerechtigkeiten zu egalisieren, wenn sie es mitbekam. Aber meine Mutter und meine Tante zerstritten sich, wegen Geld, und sie haben beide nicht mehr miteinander gesprochen und sich auch nicht mehr gegrüßt.

Meine Tante hat mir viel geholfen, oft fing sie mich vor der Haustüre ab und ich gab ihr mein Trinkgeld. So konnte ich mir dann auch mal ein Kakao oder Wasser während des 11 -12 stündigen Arbeitstages holen. Oder sie ließ mich nicht in die Wohnung gehen, wenn man darauf wartet, dass ich irgendwelche Arbeiten verrichten sollte, wobei mein Bruder im Wohnzimmer saß und sich erholte

Mein Vater starb 1960 und ein paar Monate davor sind wir in das Haus gezogen, dass mein Vater gekauft hatte. Die Renovierungen waren noch nicht abgeschlossen. Mein jetziger Mann und ich hab die restlichen Renovierungsarbeiten übernommen.

Mein Bruder habe ich dabei nie gesehen.

Die schwerste Zeit

1961 verlobte ich mich, aber die Verlobungszeit war eine sehr schwere Zeit.

Aus dem Korb meiner Aussteuer fehlte eines Tages eine Tischdecke mit Servietten. Die hatte meine Mutter genommen, um ein Hochzeitsgeschenk für die Tochter meiner Cousine zu haben. Ich war sehr böse. Mein Verlobter hat dann die Aussteuer zu sich nach Hause genommen.

Eine meiner Schwägerinnen zog in unsere Straße. Meine Mutter hat sich mit ihr angefreundet. Eines Tages war  ich Zeuge eines Gespräches mit meiner zukünftigen Schwägerin, in der meine Mutter über mich herzog. Ich war so fertig und habe dann weinend das Haus verlassen.

Die Familie meines Mannes hat oft versucht uns auseinander zu bringen, den Grund kannte ich ja nun. Es war einfach schrecklich.

Sicher, durch den Tod meines Vaters hatte meine Mutter auch Geldsorgen, aber sie gab auch viel Geld für meine Brüder aus, die nicht notwendig waren. Der Mann meiner Schwägerin konnte eine Zeit lang nicht für seine Familie da sein, hatte aber so viel gearbeitet und Geld zurückgelegt, dass meine Schwägerin mit dem Geld diese Zeit überbrücken konnte.

Meine Mutter hatte es fertig gebracht, dass sie sich von ihr eine Summe Geld borgte. Als sie es wieder haben wollte, hat meine Mutter erst durch Drohung meines Schwiegervaters, das Geld zurückgegeben. Wir haben davon nichts gewusst und mein Mann und ich waren schockiert.

Wir heirateten im Juni 1962. Eine gemeinsame Wohnung fanden wir erst im Nov. 62 hier in Niederkassel. Was passierte, mein Vater hatte eine Aussteuerversicherung für mich abgeschlossen, die war seit  dem Tod meines Vaters beitragsfrei.

Meine Mutter hat sich ungefragt eine Heiratsurkunde aus unserem Familienstammbuch genommen und hat sich die Aussteuerversicherung, mit einer gefälschten Unterschrift, auszahlen lassen.

Sie kaufte damit meinem Bruder ein Auto – einen Fiat – Führerschein wurde ihm auch bezahlt, obschon sie immer über Geldmangel klagte, aber den hatte sie nie wenn es um meinen Bruder ging.

Ich fing bei Mercedes an zu arbeiten. Mein Geld was ich verdiente musste ich bis auf den letzten Heller abgeben, ich durfte nichts behalten. Meine Mutter legte mir hin und wieder mal 0,50 DM hin. Oft hat sie mir sogar kein Fahrgeld gegeben und ich musste gut 15 km zu Fuß zur Arbeit gehen.
Ende des Jahres 1961 wollte ich das ändern. Meine Mutter sollte 300,00 DM meines Geldes bekommen, in meiner Volontärzeit bekam ich 337,00 DM, und ich wollte die 37,00 DM behalten. Das hat einen irren Krach gegeben. Ab da musste ich alles, was ich brauchte, selber bezahlen und hatte jetzt noch weniger wie vorher.

Sie ist sogar zu meinem Chef gegangen und wollte ihn dazu bringen, mein Geld ihr auszuhändigen, aber das hat er abgelehnt.

Das gemeinsame Leben

Die kirchliche Hochzeit haben wir mit Verwandten bei uns zu Hause gefeiert. Die Hochzeitsgeschenke wollte meine Mutter nicht herausgeben, als wir in unser neues Domizil zogen, aber unsere Trauzeugen haben das verhindert und alles eingepackt.

Wir wohnten nun in Niederkassel und das war doch ein ganzes Stück weit von Bad Godesberg – Rüngsdorf weg.

Den Kontakt zu meiner Mutter und Familie behielten wir bei und das Verhältnis wurde auch ein wenig besser. Aber mein Mann hat mir das Versprechen abgenommen, meiner Mutter nie Geld zu schenken, denn sie gab das immer sofort weiter an meinen Bruder Hans Josef. Wir hatten im Anfang unserer Ehe nicht sehr viel Geld, wir haben unseren Hausstand selber gekauft, ohne Hilfe von anderen. Darauf sind wir stolz.

Stolz, dass wir den Kontakt zu unsere Mutter nicht abgebrochen haben, sie war meine Mutter und ich konnte trotzdem nie das zurückgeben, was sie für mich und Geschwister getan hat. Der Grundsatz war wichtig:Mutter1961

„Vater und Mutter sollst du ehren, solange sie leben auf Erden.“

Soviel Böses und so viel Ungerechtigkeit haben wir ertragen und doch nach diesem Grundsatz gelebt.

Warum ich dieses alles niedergeschrieben habe, kommt daher, dass ich mich immer und immer wieder an viele solcher Gegebenheit erinnere und nicht verstehen kann, warum das so war. Dass die Geschwister untereinander kaum Kontakt haben, liegt dem Verhalten meiner Mutter zu Grunde.

Meine Geschwister

In dieser Erinnerung kamen meine Geschwister so gut wie nicht vor.

Das vierte Kind meiner Eltern, mein Bruder Albert hatte ein eigenes Leben. Er war der auserkorene Liebling meiner Tante, die gegenüber im Pfarrhaus wohnte und Albert war viel bei ihr und wurde auch von Tante Tinchen verwöhnt, bis zum geht nicht mehr. Als er in die höhere Schule kam, war er für eine Zeitlang im Internat in Knechtsteden. Danach ist er zur Bundeswehr gegangen. Bruder Albert ist am 19.04.2014 gestorben

Meine jüngere Schwester Christel lebte zu Hause, nach ihrer Lehre als Schneiderin, hat sie zeitweilig auch nicht mehr zu Hause gewohnt, sondern war Hausmädchen in diversen Familien, bis ihre Depression und psychische Leiden auftraten. Hier hatte sie auch keine Hilfe von Mutter oder den Brüdern. Die haben nicht verstanden, dass das eine Krankheit war, sondern taten das ab mit, zu faul und immer nur in den Vordergrund spielen. Sie ist am 21.05.2002 verstorben.

Mein Bruder Norbert er war ja 10 Jahr jünger hat diese Geschichten gar nicht erfassen können, der hat seine Schulzeit gut verbracht und eine Lehre als KFZ-Mechaniker vollendet und dann als er seine jetzige Frau kennen gelernt hatte, die Meisterprüfung gemacht. Er ist am 24.09.2013 verstorben.

Mein Bruder Klaus, er ist sogar 14 Jahr jünger, war eben unser Jüngster, aber diese Geschichten hat er auch nicht mit bekommen, er bewundert meinen Bruder Hans-Josef bis heute, was ich nicht tue, denn er hat seinen Stand bei meiner Mutter auch hinreichend ausgenutzt. Ich mache ihm keine Vorwürfe, er ist und war das Produkt meiner Mutter.

Wir hatten bis 2002 einen guten Kontakt, dannach war der Kontakt abgebrochen, es hatte auch was mit dem Tode meiner Schwester zu tun, keiner meiner Geschwister hat gefragt, wann wird Christel beerdigt, oder sich weiter daraum gekümmert. Sie ist dann von der Stadt Bremen in ein Armengrab beerdigt worden. 10 Jahre später hat mein Bruder wieder Kontakt zu mir aufgenommen. Er erkrankte  an Krebs. Ich habe so viel angerufen und nach seinem Befinden gefragt und ihn besucht, wie ich nur konnte. Er hat mir nicht gesagt, dass es ihm schlechter ging, keiner seiner Töchter hat mir Bescheid gegeben, dass er doch operiert werden musste. Als ich ihn anrief hat er ziemlich knapp mir erklärt er hätte 2 schwere Ops hinter sich und fertig.

Am 30. März bekam ich von seinem Freund per Telefon die Nachricht, dass mein Bruder am 28.03.2018 an einem Herzanfall gestorben war. Von seinen Töchtern habe ich keine Nachricht erhalten. Ich habe ihn geliebt, er war der Jüngste der Geschwister, aber die Familie war keine Familie. Du konntest machen was du wolltest, es hat sich nie zu einer offenen oder anteilnehmenden Familie entwickelt. Keiner hat Anteil an dem Anderen genommen. Es war immer nur oberflächlich.

Meine Gedanken sind oft traurig, weil ich nichts dagegen tun konnte, auch weil ich es nicht ganz leicht habe und Hilfe von Familie habe ich nie erfahren, nicht als mein Mann dem Alkohol zu sehr zuspracht, nicht als er einen Mist nach dem anderen baute. Ich habe den Ruin abwenden können, nicht als er ein halbes Jahr vor seiner Rente aus der Firma flog, dass habe ich alles alleine gemanagt, ohne irgendeine Hilfe aus der Familie.

Auch auf unsrer Goldhochzeit war keiner von meiner Familie da.

Deswegen bin ich stark geworden und erwarte keine Hilfe mehr, ich hoffe ich schaffe es weiter.

 

 

 

Vom 24. September 2013 bis zum 19. April 2014 sind drei Familienmitglieder verstorben.

25. September 2013

Norbert verstarb am 24.09.2013

Hier seine Daten:

Geboren wurde er am 2. März 1951 in Bad Godesberg,

er war das 6. Kind meiner Eltern

Er war verheiratet mit

Gisela Kurenbach, sie ist am 07.01.2014

98 Tage nach dem Tod ihres Mannes gestorben,und hatten eine Tochter Nadine, meine Gebete gelten ihr.
Meine Geschwister haben untereinander fast keinen Kontakt, dazu kann man den Artikel von meiner Schwester lesen, das eine der Gründe war.

Meine Gefühle bei der Nachricht waren erschrocken. Aber ich denke auch an meine Schwester Christel und auch an die Umstände ihres Todes.
Hier mal die Daten meiner Geschwister

Albert verstarb am 19.04.2014

er wohnte im Norden von Deutschland. Er hatte zu allen Geschwistern ein sehr kompliziertes Verhältnis und hatte einen Sohn und zwei Enkelkinder.

Meine Geschwister:

 Hans-Josef,      geboren 06.06.1942
 Klaus,           geboren 12.10.1943 - gestorben  15.03.1944
 Albert,          geboren 24.12.1944 - gestorben  19.04.2014
 Christel,        geboren 12.04.1948 - gestorben  21.05.2002
 Norbert,         geboren 02.03.1951 - gestorben  24.09.2013
 seine Frau Gisela
 (geb. Kurenbach)                      gestorben  07.01.2014
 Klaus,           geboren 01.11.1955 - gestorben  28.03.2018

Im Jahr 2015 verstarb Johannes, der Mann unserer Nichte
und auch unser Schwager Hermann, der Mann von Evi, die Schwester meines Mannes.

 

Rüngsdorfer Kirchturm und meine Erinnerungen aus meiner Kindheit.

28. April 2013

 

Rüngsdorfer Kirchturm

und meine Erinnerungen aus meiner Kindheit.

Präsentation2

Etwas aus der Geschichte dieses alten Rüngsdorfer Kirchturms.

Der Rüngsdorfer Kirchturm, ein romanischer Chorturm, ist der einzige Überrest der alten Pfarrkirche St. Andreas im Bonner Ortsteil Rüngsdorf, der zum Stadtbezirk Bad Godesberg gehört. Er ist gemeinsam mit Grabkreuzen des 17./18. Jahrhunderts sowie einem Steinwegekreuz ein geschütztes Baudenkmal.

 Die Rüngsdorfer Kirche St. Andreas wurde in einer Urkunde vom 31. März 1131, in der Papst Innozenz II. dem Bonner Cassiusstift die Besitzrechte an der ecclesiam Rinnigestorph bestätigt, erstmals erwähnt. Das genaue Baujahr der ersten Rüngsdorfer St. Andreaskirche ist unbekannt. Der heute noch erhaltene romanische Chorturm datiert ca. aus dem Jahr 1200. Die Kirche gehörte somit in die Gruppe von Chorturmkirchen im Bonner Raum, die vor allem im Umfeld des Stiftes Vilich entstanden sind. Mit St. Laurentius in Lessenich war dem Cassiusstift eine weitere Pfarrkirche mit Chorturmanlage inkorporiert.

Möglicherweise hat es sich bei St. Andreas um eine Wehrkirche gehandelt, da sie im Turmzimmer über Schießscharten verfügt. Der Raum über der heute offenen Apsis wurde zur Aufbewahrung der Gemeindeakten und Feuerlöschgeräte genutzt und diente gleichzeitig als Raum für die Ratssitzungen. In den Jahren 1900 bis 1902 wurde die neue Pfarrkirche gebaut. Die alte Kirche sollte vollständig abgerissen werden. Aus Geldmangel konnte jedoch kein neuer Glockenturm gebaut werden. So fiel die Entscheidung, den alten Kirchturm zu erhalten, der auch heute noch als Glockenturm dient.

Zwei der drei alten Glocken sind erhalten geblieben. Diese stammen aus den Jahren 1746 und 1790.
Es gab wohl eine dritte Glocke, die im Jahre 1888– vermutlich von Christian Claren aus Sieglar – die Marien- und Andreasglocke gegossen. In einer Quelle wird sie als „mittlere“ Glocke bezeichnet. Diese Glocke wurde im Zweiten Weltkrieg abgeliefert und vernichtet.

Meine Erinnerungen an diesen Turm:

 

Als ich 6 Jahre alt war, zogen meine Eltern aus dem Pfarrhaus, wo wir von Oktober 1944 gewohnt hatten in das Pfarrheim, das hinter der St. Andreas-Kirche in der Rolandstraße stand. Dort wohnten vorher Schwestern vom Vinzentiner Orden, die den Kindergarten, der in diesem Pfarrheim untergebracht war, leitKirchturm,_Rüngsdorf4eten.

Von hier aus, hatten wir vom Flurfenster einen schönen Blick auf den alten Rüngsdorfer Turm. Von den hinteren Zimmern konnten wir auf die St. Andreas –Kirche sehen, den Garten, der zum Pfarrheim gehörte und dahinter die St. Andreas Volksschule.

Mein Vater ist frühzeitig pensioniert worden und hat dann den Küster der St. Andreaskirche übernommen. Diese Arbeit hat er mit großer Leidenschaft ausgeführt bis er 1960 an Leukämie starb.
Wir Kinder, ich (geb.1941), mein Bruder Hans-Josef (geb.1942), Bruder Albert (geb.1944), wurden in die Arbeit mit einbezogen. Kurz nach dem wir in diesem Pfarrheim wohnten kam unsere Schwester Christel (geb. 1948) zu Welt.

Mein Vater musste jeden Tag die Glocke läuten, mittags um 12.00 Uhr und abends um 19.00 Uhr, und eben auch wenn Messen in der Kirche gefeiert wurden.
Dann ging er über den Platz, mit einem riesengroßen Schlüssel, stieg die eichene Treppe des Turmes hoch, schloss die dicke Eichentür auf und nahm das Seil in die Hand und brachte damit die Glocke zum Schwingen, bis der Klöppel die Glocke berührte und das Glockengeläut begann.

Bei hohen Feiertagen wurden zwei Glocken in Schwung gebracht, die zweite Glocke war etwas stärker und brauchte mehr Kraft und auch Hilfe.

ruengsdorf69Natürlich durften wir Kinder mitgehen und helfen die Seile zu bewegen.

Oft knüpfte mein Vater das Seil so, dass wir dann mit schaukeln konnten. War immer ein Erlebnis.

Wie wir größer waren, klettern wir auch im Gebälk herum, was irre Spaß gemacht hat.

Auch das Gelände um diesen Turm herum fanden wir als Kinder spannend, dort waren uralte Gräber, die uns oft unheimlich vorkamen.

Aber dieser Turm gehörte einfach zu unserem Alltag.

Ich weiß nicht wie oft ich mit einem Zeichenblock am Fenster saß und habe den alten Turm gemalt.
Irgendwann in den 50er Jahren bekamen wir einen elektrischen Apparat im Flur, der auf Knopfdruck die Glocken läuten ließ. Aber wenn man beide Glocken läuten wollte, musste man ein paar andere Schalter bedienen, sonst klappte es nicht mit dem doppelten Glockengeläut. Die Firma behauptete, man könnte das nicht anders machen.

Das ging natürlich immer schief, wenn einer der hohen Feiertage war, und beide Glocken sollten läuten, musste mein Vater, mit dem selbstgebauten Telefon von der Sakristei in unserer Wohnung, anrufen und bitten, schnell die zweite Glocke anzustellen.

Das gab dann immer Ärger.

Nun setzte er allen Ehrgeiz daran, die Schaltanlage so zu machen, das beide Glocken zum jeweiligen Zeitpunkt zusammen anfingen zu läuten. Wochenlang hat er daran rumgebastelt. Stören durften wir Kinder ihn nicht, aber wenn ihm ein Schräubchen herunterfiel, durften wir alle suchen. Oft fanden wir es in dem Umschlag seiner Hose. Entgegen der Aussage der Firma, schaffte es mein Vater mit seiner Bastelei nun doch, dass beide Glocken anfingen zu läuten ohne dass ein zusätzlicher Schalter bedient werden musste. Der Firmenvertreter war überrascht und wollte genau wissen, was mein Vater gemacht hatte. Wie er weiter mit der Firma verhandelt hat, das weiß ich nicht mehr.

Aber ab da, waren die Zeiten vorbei, und der Besuch im Turm wurde seltener. Es ging eine Tradition zu Ende, und irgendwie ist etwas verloren gegangen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Meine Schwester Christel

22. Dezember 2012

Meine Schwester Christel starb am 20.05.2002 plötzlich und unerwartet in Bremen. Sie war das fünfte Kind meiner Eltern. Sie wurde in einer sehr schweren Zeit geboren. 1948, drei Jahre nach dem Krieg gab es wenig zu kaufen und auch das Beschaffen von Nahrungsmittel war sehr schwer. Die Menschen versuchten sich so gut es ging durch das Leben zu schlagen. 

Wir hatten es noch gut, lebten im Haus meines Onkels, der in Bad Godesberg Rüngsdorf, Pfarrer war.

Ich war gerade sieben Jahre geworden und habe mich unendlich über eine Schwester gefreut. Unsere Christel war ein sehr liebes und ruhiges Kind. Die konnte sich den ganzen Tag mit sich selber beschäftigen. So war sie ihr ganzes Leben. Ruhig und auch, so sah es aus, mit sich und der Welt zufrieden.

Aber das war nicht so.

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Heute weiß ich es besser. Meine Schwester erkrankte und musste psychologisch betreut werden. Sie war in mehreren Kliniken. Wie kam es dazu?

Christel hat 1963 eine Lehre als Schneiderin gemacht. Das Nähen hat ihr immer Spaß gemacht. Aber eine richtige Arbeitsstelle hat sie nie gefunden.

In der Zeit war ich schon nicht mehr zu Hause, aber ich wusste, dass es für Christel nicht einfach war. Sie war ruhig und große Ansprüche hatte sie nie gestellt. Nach der Lehre hat sie als, heute sagt man, Familienhelferin gearbeitet und wohnte auch zum Teil in den Haushalten, wo sie Kinder betreute und den Haushalt machte.

Eine Weile hat sie auch bei meinem Bruder Albert gewohnt und dort gearbeitet. Aber dann fing sie an, und ließ sich in größeren und kleineren Städten auf öffentlichen Plätzen hinfallen und markierte, dass sie krank war.

Da war sie der Mittelpunkt, alle kümmerten sich um sie, und sie errang Aufmerksamkeit. Nur wurde das so viel, dass man sie in die Landesklinik nach Bonn einlieferte. Ab da hat sie mehrere psychologische Anstalten durchlaufen.

Meine Mutter und meine Brüder kümmerten sich nicht so sehr um meine Schwester, irgendwie war es ihnen egal, oder man gib ihr die Schuld an ihrem Zustand. Meine Schwester bekam starke Medikamente und das hatte zur Folge, dass sie eine Herzkrankheit bekam. Aber dann kümmerte sich ein Psychologe um sie, der sich um die Hintergründe des Verhaltens meiner Schwester kümmerte.

Er rief mich an und wir haben über meine Schwester gesprochen, über ihre Kindheit, und über ihr Leben in der Familie.

Durch ihn erfuhr ich dann, dass sich meine Schwester in ihrem Leben immer nach Zuneigung und Liebe gesehnt hat, sie aber nicht bekommen hat. Ich konnte das bestätigen, denn meine Mutter liebte vor allem ihre Söhne, aber für ihre Töchter hatte sie nie so viel übrig. Ich habe das selber erlebt und musste damit fertig werden.

Ich hatte es aber auch viel leichter als meine Schwester. Ich lebte nach dem Tod meines Vaters nur noch kurze Zeit im Haus und hab dann meine eigene Familie gehabt.

Mein Vater hat immer für den Ausgleich gesorgt, er war ein sehr gerechter Vater und hatte deswegen oft mit meiner Mutter eine Auseinandersetzung.

Aber als er starb war die Christel gerade mal 12 Jahre alt und sie hat, wie sie mir erzählte sehr darunter gelitten, dass mein Vater tot war.

Wir alle litten darunter, aber wir kümmerten uns sehr um unseren jüngsten Bruder, er war gerade 5 Jahre alt und er hat ein paar Jahre gebraucht um dieses Trauma zu bewältigen. Aber auf unsere Christel hat keiner geachtet.

Dieser Psychologe sorgte nun, dass meine Schwester nach Bremen in ein psychologisches Krankenhaus kam. Sie stabilisierte sich so, dass sie in einer eigenen Wohnung wohnte konnte, aber weiter von der Klinik betreut wurde. Dort war sie in eine Gruppe, hat durch ihr Talent, sehr schöne Dinge nähen zu können, viele Freunde gefunden.

Aber mit ihrer Gesundheit ging es auf und ab. Wir telefonierten zwei bis drei Mal im Monat miteinander. Wenn es ihr gut ging, habe ich sie besucht oder sie kam zu mir.

Nun manchmal war eine lange Zeit vergangen, bis wir uns wieder sahen. Im Jahr 2003 wollte sie mich am Wochenende besuchen. Wir beide freuten uns sehr auf ein Wiedersehn.

Aber es war ein schlimmes Wochenende. Donnerstags bekam ich einen Anruf von der Polizei, dass meine Schwester tot im Bett aufgefunden worden war. Die Nachbarn, mit der sie befreundet war, haben sie gefunden.

Ich war tief getroffen. Die Polizei sagte mir, dass ich mich mit dem Amtsgericht in Verbindung setzen sollte und hier sagte man mir, dass ich von meinen Geschwistern, vier Brüder, eine Vollmacht haben musste, um mich um die Angelegenheit meiner Schwester kümmern konnte. Ein Bruder hatte eine Vollmacht, als ich mit meinem jüngsten Bruder in Bremen ankam, hinterlegt. Er wohnte nicht weit von Bremen weg und ist auch am Haus meiner Schwester gesehen worden. Die beiden anderen Brüder haben mir oder dem jüngsten Bruder keine Vollmacht erteilt. Obschon sie behaupteten eine Vollmacht erteilt zu haben, konnte man im Amtsgericht Bremen keine Vollmacht finden und so konnten wir gar nichts machen.

Wir sind dann zu dem Haus gefahren, in dem meine Schwester gewohnt hat und haben mit den Nachbarn gesprochen.

Sie haben uns gesagt, dass sie sehr erschrocken waren, dass sie am Morgen bemerkt haben, dass die versiegelte Wohnung meiner Schwester geöffnet war. Wir sind in die Wohnung gegangen und zu unserem Erstaunen fehlten der Fernseher, der neue Videorekorder, das Telefon und ihre Nähmaschine. Die Nachbarn konnten nicht feststellen, ob sonst noch weitere Sachen fehlten. Wir haben die Polizei informiert. Mein jüngster Bruder und ich sind dann noch in die Klinik gefahren und haben mit ihrer Gruppenleiterin gesprochen, die auch sehr traurig und bestürzt war, dass meine Schwester nicht mehr lebte. Dort hat man sie sehr geliebt.

Die Tage danach habe ich weiter versucht die Vollmachten von meinen Brüdern zu bekommen. Habe sogar einen Pfarrer eingeschaltet, der mit meinen Brüdern reden sollte.

Aber dieser Priester hat mir zu verstehen gegeben, dass er für so was keine Zeit hätte, er wäre auf dem Weg in den Urlaub.

Ich konnte nun nichts mehr machen, die Frau von dem Beerdigungsinstitut versuchte mich zu trösten, aber ich konnte nicht verhindern, dass meine Schwester von der Stadt Bremen, nach der Verbrennung, anonym beerdigt wurde.

Den Termin der Beerdigung hat die Dame vom Beerdigungsinstitut herausbekommen, aber ich konnte nicht dahin fahren, so fertig war ich. Ich habe in der Zeit viel geweint, und auch heute noch, wenn ich an diese Geschichte denke, kommen mir immer noch die Tränen.

Keiner meiner Brüder hat sich nach dem Termin der Beerdigung ihrer Schwester erkundigt, oder sich nach den Umständen des Todes, oder nur irgendetwas unternommen.

Mit meinen Brüdern habe ich gebrochen und ich glaube nicht, dass ich das je verzeihen kann.

Heute bete ich für meine Schwester, dass Gott ihr die Liebe schenkt, die sie auf Erden nicht bekommen hat.

– Für meine Schwester Christel, ich werde sie nie vergessen –

Elisabeth Mariam Müller

Die Anfänge meiner Familie – Der zweite Weltkrieg dominierte –

22. Oktober 2012

Der Vater wurde 1901 in Mönchengladbach geboren, er war der Jüngste von zwölf Geschwistern. Als er aus der Schule kam, war einer seiner Brüder Wilhelm im Priesterseminar in Bonn.

Er hatte, so wie er immer erzählte eine schöne Kindheit und Jugend. Meine Großeltern waren sehr fromme katholische Menschen.

Großvater war sehr fleißig, er arbeitete in mehreren Arbeitsstellen, die schwerste Arbeit war wohl die Kesselreinigung, das waren wohl riesig große Kessel, wo der Kalk abgeschlagen werden musste. Mit seinem Fleiß konnte er sich ein Haus in Mönchengladbach-Dahl anschaffen. Wo die Großeltern bis in die dreißiger Jahre gelebt haben.

Bild: Mönchengladbach – Dahl, Aktienstraße:

Meine Mutter wurde 1912 in Mönchengladbach-Venn geboren.

Sie waren drei Geschwister.

Der Bruder meiner Mutter, ein hochbegabter junger Mann, der den Weg von meinem  Großvater einschlagen wollte, er kam im zweiten Weltkrieg ums Leben. Er war gerade zwei Monate verlobt.

Die Großmutter, eine anerkannte Modeschneiderin, starb sehr früh an einer Herzkrankheit. Meine Mutter war da gerade mal neun Jahre alt.

Mein Großvater, er war Bilanzbuchhalter, fand eine neue Frau, die den beiden Mädchen keine Chance gegeben hatte, einen Beruf zu erlernen und steckte sie in Haushalte, wo meine Tante Käthe und meine Mutter kein leichtes Leben hatten.

Mein Vater war ein Junggeselle, der sein Leben genoss. Er war beliebt, er war hilfsbereit, er war immer zu Scherzen aufgelegt und wäre wohl bis am Ende seines Lebens ein Junggeselle geblieben, wenn nicht seine Schwester , meine Tante Trautchen, ihm nicht unmissverständlich klar gemacht hätte, dass sie nicht mehr gewillt war, für ihn zu sorgen. Sie setzte ihn so unter Druck, dass er sich eine Frau suchte.

1939 war er der Prinz Karneval von Mönchengladbach, wohl auf diesen Touren hat er meine Mutter kennen gelernt. Weil Beide kein so richtiges Zuhause hatten, waren sie sich schnell einig, zu heiraten. Mein Vater war bei der Post angestellt, heute würde man sagen bei der Telekom. Er war Beamter und leitete den Trupp, der die Telegrafenmasten aufstellte und wartete. Er hatte also ein gutes Auskommen.

Seit 1933 waren die Nazis an der Macht, und da herrschten andere Regeln wie heute. Wie er immer erzählte, nervten ihn auch die ewigen Fragen seiner Vorgesetzten, warum er noch nicht verheiratet war. Seine Antworten waren immer: „Habe die richtige noch nicht gefunden, bin gewillt sie zu finden.“
Diese Herren störte es auch gewaltig, dass sich mein Vater in der katholischen Gemeinde engagierte. Er machte viel Jugendarbeit und war auch nicht in der Partei, da hat er sich immer verweigert und hat auch so gut er konnte, gegen diese Nazis gearbeitet.

Mein Onkel Willi, wir Kinder durften ihn nur „Onkel Pastor“ nennen, war inzwischen Priester und Kaplan an der Stiftskirche in Bonn. Meine Großeltern sind ihm nach Bonn gefolgt und haben ihm den Haushalt geführt.

Die Großmutter starb 1936 und der Großvater ein Jahr später. Sie beide haben die Goldhochzeit feiern können im Kreise ihrer Kinder und Verwandten.

Meine Eltern heirateten am 08.April 1940, die kirchliche Trauung war am
Pfingsten, den 11. Mai 1940 in der Stiftskirche in Bonn. Die Hochzeitsfeier wurde je abgebrochen, es fielen die ersten Bomben auf die Stadt Mönchengladbach.

Bild: Stiftskirche, Bonn

Meine Eltern und die Familie kehrten voller Sorge zurück nach Mönchengladbach-Dahl. Gott sei Dank, war in ihrem Wohnviertel nichts passiert, aber ab dem Zeitpunkt lebten meine Eltern immer in Angst und Schrecken.

Mutter erzählte, sie hätte aufgehört zu zählen, wie oft sie in den Bunker gerannt sind, der ungefähr  500 m von ihrem Haus in der Aktienstraße im Kamillianer-Krankhaus war.

Bild: Kamillianer-Krankenhaus mit Kirche

1941 kam ich dort zur Welt. Meine Mutter hatte eine sehr schwere Geburt, ich konnte nur mit Kaiserschnitt geholt werden, das war in dieser Zeit eigentlich ein Todesurteil für die Mutter.
Sie hat es überlebt, auch die vielen Schnitten an ihren Brüsten, weil sie wohl Schwierigkeiten hatte, mich zu stillen.  Ich war ein Flaschenkind, aber ein Sonntagskind, denn mein erster Schrei fiel mit dem Glockengeläut der anliegende St. Kamillianer-Kirche am Sonntag um 11.00 Uhr zusammen.

Als ich ein Jahr und vier Monate alt war, kam mein Bruder Hans-Josef zu Welt. Meine Mutter war überglücklich, einem Sohn das Leben geschenkt zu haben. Nur mein Bruder wurde schon früh sehr krank, er hatte Hirnhautentzündung. In der Nazi-Zeit war das sehr gefährlich, weil alles unwerte Leben ausgelöscht wurde. Meine Eltern wussten lange nicht, welche Form von Entzündung er hatte. Die Gebete wurden erhört und mein Bruder wurde gesund.

Im März 1943 bekam ich ein weiteres Geschwisterchen. Der kleine Bruder Klaus überlebte einen Bombenangriff nicht, ihm platze die Lunge und verstarb, er war gerade mal vier Monate alt.
Ich war gerade zwei Jahre alt, kann mich aber an den kleinen weißen Sarg erinnern, in dem mein Bruder im Haus aufgebahrt war. Ich habe mit meinem Vater blaue Blümchen in den Sarg gelegt. Es war sehr still in diesem kleinen Zimmer.

Bis in das Jahr 1944 erlebten die Eltern einen Bombenangriff nach dem anderen. Oft trafen Bomben unser Haus, das Dach war kaputt und man konnte vom Bett aus, den Himmel sehen. Meine Tante Trautchen wohnte unten, und ich konnte durch ein Loch in unserem Küchenboden mit meiner Tante sprechen.
Immer wieder brannte es im Haus, eine Brandbombe zerstörte das Wohnzimmer und das Sofa. Alle im Haus warteten in einem Schuppen am Haus, bis die Männer das Feuer gelöscht hatten. Ich hatte immer eine panische Angst. Sie war auch da, wenn wir immer und immer wieder in den Luftschutzkeller des Kamillianer-Krankenhauses stundenlang ausharren mussten.

Sie war auch da, wenn man am Himmel solche komische Lichter sahen, oder auch leuchtende Dinger herunterfielen. Sie war da, wenn die Sirene brüllte, ich mag sie heute noch nicht. Heute noch habe ich Angst, wenn Kerzen brennen, bei mir stehen überall Kerzen, aber ich zünde sie nie an.

Angst in unendlichem Maße kam einen Tag auf, als meine Eltern wieder mit uns zwei Kindern durch einen Brand schnell das Haus verlassen mussten. Ich war auf dem Arm von meinem Vater, meine Mutter hatte meinen Bruder auf dem Arm und kam hinter uns her. Sie hatte die Tasche mit den wichtigen Papieren mit der sie an der Türklinke hängen blieb. Ich kann mich an den Schrei von meinem Vater erinnern, der meine Mutter aufforderte die Taschen hängen zu lassen und raus zu kommen. Es ist wohl alles gut gegangen, aber das Haus war nicht mehr bewohnbar.

So verließen meine Eltern, in wohl einer Nacht- und Nebelaktion die Stadt. Das durfte man zu der Zeit nicht ohne Genehmigung. Wir sind nach Bonn-Bad Godesberg zu meinem Onkel „Pastor“ gekommen. Meine Mutter war schwanger.

Meine Eltern sind bis zu ihrem Tod in Bad Godesberg-Rüngsdorf geblieben.

Bonn-Bad Godesberg – Ortsteil Rüngsdorf am Rhein

Viele fragen sich, warum mein Vater immer noch bei uns war. Er war nicht wehrtauglich, ich glaube so nennt man das. Er hat zwei oder drei Jahre vor der Heirat Typhus gehabt, die ihn sehr mitgenommen hat. Durch diese Krankheit konnte er auf einem Ohr nicht mehr hören und litt immer wieder an den Folgen.

Ein Glück im Unglück war es. So konnte mein Vater sich um die Familie und die Angehörigen kümmern. Fast alle Männer der Familie waren an der Front. Ihm fielen immer wieder Aktionen gegen die Nazis ein. Er erzählte, dass er mit einem Poststempel, die er illegal auf den Urlaubsformulare von Soldaten setze, diese von der Front holte und ihnen eine Atempause verschaffte, von diesem schrecklichen Krieg.

Von diesen Männern hörte er dann was mit den jüdischen Familien passierte, die auch aus seiner Nachbarschaft plötzlich verschwunden waren. Sie erzählten, dass diese Familien nicht umgesiedelt wurden, sondern in Lager kamen und dort getötet, oder auch auf den Weg dahin erschossen wurden. Freunde von meinem Vater, es waren Menschen jüdischer Herkunft, die eine Tuchfärberei hatten, haben sich in einem heißen Farbbottisch das Leben genommen.

Er ist wohl in dieser Zeit sehr politisch geworden. Durch sein selbstgebasteltes Radio hat er immer die Sendungen aus England gehört und war gut informiert. Feindsender hören stand unter hoher Strafe.

Uns Kindern hat er  immer gesagt, dass wir aufpassen sollen, gegen Ungerechtigkeiten vorgehen sollten und die Menschen achten und akzeptieren sollten, so hat er uns erzogen.

08. Mai 1945 – Erlebnis als Kind

25. Mai 2011
von Elisabeth Mariam Müller, Sonntag, 8. Mai 2011 um 18:42

Der 08. Mai 1945

In der Familie im Hause meines Onkels, er war katholischer Pfarrer in Bad Godesberg-Rüngsdorf war an diesem Tage irgendwie eine andere Stimmung. Sie war gelöst und entspannt, man konnte es auch fröhlich nennen. In jedem Fall habe ich als Vierjährige gemerkt, dass etwas passiert sein musste.

Durch den Krieg hatten viele Familienangehörige dort Zuflucht gefunden. Meine Eltern waren aus Mönchengladbach nach Bad Godesberg gekommen, das Haus war durch eine Brandbombe zerstört und ein Wohnen dort nicht mehr möglich. Aufgenommen hatte mein Onkel, auch seine Schwester Anna mit Tochter Billa, die Kinder seiner ältereren Schwester, Maria mit Tochter Trude und Anna mit ihren zwei Kindern Anna und Manfred, deren Männer im Krieg gefallen waren  und nun auch seinen jüngsten Bruder mit den 3 Kindern.

Vater fummelte den ganzen Tag  an dem selbstgebastelten Radio herum und hörte gespannt zu was die Nachrichten sagten.

Irgendwie eine erleichterte Situation und Atmosphäre.

Heute weiß ich, es war das Ende eines furchtbaren Krieges.

Wir hatten sehr schönes Wetter, eine stabile Wetterlage, wie man heute sagt. Die Sonne schien und es war warm. Wir Kinder durften wieder im Garten spielen, mein kleiner Bruder, gerade fünf Monate alt lag im Kinderwagen, der auf der Terrasse stand.

Die Erwachsenen redeten viel miteinander, ich verstand diese Diskussionen nicht.

Es ging natürlich darum, wie es nun weiter ging nach der Kapitulation Deutschlands. Es wurden auch die Ängste formuliert, die die Menschen bewegten, keiner wusste was nun kam.

„Aber schlimmer,“ so mein Vater, „konnte es nicht kommen.“

Tage später verfestigte es sich, der Krieg war zu Ende. Keiner musste Bombenangriffe fürchten, keine ungerechten Verhaftungen mehr. Aber trotzdem viel Ungewissheit.

Erleichterung war überall spürbar. Auch im Haus wurde Frühjahresputz gehalten, nach Ansicht meiner Tante Tinchen war das dringend notwendig, der Krieg hatte es lange verhindert.

Ich denke, die Männer im Hause sahen das ganz anders, aber meine Tante Tinchen hatte im Haus das Sagen und was sie anordnete musste gemacht werden. Also wurde aus dem geordneten Haushalt ein Chaos gemacht. Schränke ausgeräumt, Inhalte aussortiert, blitzsauber geputzt und alles wieder penibel eingeräumt.

Zimmer für Zimmer wurde vorgenommen. Mein Vater, hatten die Aufgabe die Kohleöfen vom Ruß zu befreien, vor allem die Ofenrohre hatten davon ziemlich angesetzt. Die Öfen wurden gewienert und blank geputzt.

Viel Zeit nahm der Hausputz von Onkels Studierzimmer ein, dort standen 1000 Bücher und viel Papier und Ordner.

Es wurde in die letzte Ecke gekrochen, gesäubert und aufgeräumt. Auch der Keller, der uns Schutz gegeben hatte, bei Bombenangriffen wurde ausgemistet

Tante meinte, dass auch die Federbetten und Kopfkissen verdient hatten mal tüchtig ausgelüftet zu werden. Sie bestimmte, dass sie alle im Garten auf die Leine gehängt werden und Luft tanken sollten.

Diese roten Inletts mit Gänsefedern und Daunen gefüllt, wurden in den doch sehr großen Pfarrgarten aufgehängt. Im Haus wohnten zu der Zeit 14 Personen, da kann man sich vorstellen, was da auf der Leine rot leuchtete.

Petersberg
Petersberg

Aber das dauerte nicht lange, wie ich schon erzählte, wohnten wir in Bad Godesberg und konnten auf das Siebengebirge schauen. Der Petersberg, wo das Gästehaus der Bundesregierung steht, liegt genau gegenüber. In Königswinter waren die Amerikaner einmarschiert und hatten auch den Petersberg besetzt. Von dort konnten sie ganz Bonn und vor allem der Ortsteil Rüngsdorf, der direkt am Rhein liegt, beobachten und kontrollieren. Sie konnten auch den Pfarrgarten von oben einsehen und diese roten Dinger auf der Leine wurde von ihnen als Provokation empfunden, „rot“ Kommunisten – Widerstand, was auch immer, sie haben vom Petersberg diese roten Dinger mit Granaten beschossen und alle Federbetten ins Visier genommen. Auch der Kinderwagen auf der Terrasse stand wurde getroffen und eine Granate hat den Wagen durchschlagen und meinen kleinen Bruder leicht verletzt.

64-Siebengebirg
Blick auf Bonn vom Siebengebirg

Als der Angriff vorbei war sahen wir die Katastrophe, der Garten sah aus, als ob es geschneit hätte, alle Federn und Daunen wirbelten im Garten. Alle Federbetten waren beschädigt.

Schnell wurden die Inletts herein-geholt und alle sammelten so gut es ging die Federn auf. Weil es gab doch nichts, man konnte nicht einfach neues Zudeck kaufen. Die Federn wurden gewaschen, getrocknet und wieder in die Inletts gestopft und die Löcher zugenäht und geflickt. Viele, viele Jahre haben wir diese Federbetten benutzt, und erinnerten uns immer wieder an das Ende des zweiten Weltkrieges.